(In Fortsetzung/Anwendung der Gedanken vom 14. Feb. 2021) Im Zeitalter der Demokratie ist die Moral bekanntlich eine Waffe, derer sich jedermann bedienen kann. Grün hat das erkannt und leitet daraus nicht nur ihre Existenzberechtigung, sondern auch ihre Selbstimmunisierung ab.
Der zentrale Hebel des Moralisierens besteht darin, dass man mit sogenannten Werten (ein Wieselwort im Sinne Hayeks) alles fordern und rechtfertigen kann.
Ethische Apelle, nein, alleine schon die Verwendung dieser Begriffe, lässt ein vermeintliches zivilisatorisches Hochgefühl mitschwingen. Sie erzeugen eine Art moralische Überlegenheit, erinnern an Orwells Gleichheit und schmeicheln dem eigenen Ego. Diesem Mechanismus können offensichtlich viele nicht widerstehen. Da ist die zum Welterklärungs-/rettungsnarrativ passende Gestaltung des eigenen Lebenslaufes im Grunde nur konsequent.
Allerdings tritt Grün dabei in Falle des eigenen Dogmatismus und entblößt nicht nur deren Spitzenkandidatin. Vielmehr zeigt sich, dass die grünen Lehr-(Droh-/Verbots-)sätze weitgehend leer sind beziehungsweise alter kollektivistischer Wein in neuen Schläuchen. Da kann auch kein Kobold mehr helfen, selbst wenn das Netz, das bekanntlich der Speicher ist, grundlastfrei wäre.
Mit einem Schuss Zynismus gewürzt, ergibt das den Schluss: Moralische Empörung verleiht selbst mentalen Blindgängern einen Hauch von Würde. Mehr jedoch nicht.
Durch die meist nüchterne Brille Machiavellis betrachtet, lautet die Conclusio: die Emanzipation der Politik von der Moral(isierung) ist die/eine Bedingung für eine Ethik der Politik. Eine andere wäre „Skin in the Game“, doch davor hüten sich die Politiker aller Parteien.